Tech4Germany - Wie agile Innovation in die öffentliche Verwaltung kommt
Neues Bundesprogramm bringt junge Digital-Innovatoren in die Verwaltung.
Für Organisationen, deren Strukturen über Jahre gewachsen sind, ist es oft schwierig Veränderungen und Innovation zu fördern. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Verwaltung nur wenig von Konzernen und anderen Einrichtungen. Um sich dennoch den verändernden Rahmenbedingungen zu stellen, ist es manchmal notwendig externe Kräfte ins Boot zu holen. Diesen neuen Akteuren muss es erlaubt sein, sich außerhalb der existierenden Strukturen zu bewegen und so auch neue Perspektiven einzunehmen. Mit genau diesem Ziel wurde letztes Jahr Tech4Germany von Absolvent Andrej Safundzic und Helge Braun, dem Chef des Bundeskanzleramts gegründet. Ich habe bei der Initiative als Mentor mitgewirkt, um die Studierenden in Fragen des User-Centered Design und des Interface Designs zu beraten.
Tech4Germany ist ein Programm, welches über studentische Fellowships innovative digitale Ideen in die Verwaltung bringen soll, mit einem speziellen Fokus auf Anwendungen für die Bürgerinnen des Landes. Die Teilnehmerinnen nutzen moderne Methoden des agilen und nutzerzentrierten Designs und der Entwicklung – Ansätze die häufig im Kontrast stehen zu existierenden Strukturen. In nur wenigen Monaten haben die Teams, in enger Zusammenarbeit mit den verschiedenen Organen der Verwaltung, Prototypen entwickelt, welche nun den eigentlichen Entwicklungsteams als Grundlage dienen.
In der ersten Runde haben insgesammt 9 Studentinnen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen am Programm teilgenommen. Von der Informatik über Projektmanagement bis hin zum Design waren diverse Studiengänge vertreten. Über den Spätsommer hinweg nahmen sich die Studentinnen zwei konkreten Projekten an: Der Zoll-Auktions-Plattform des Bundes (Projektbeschreibung) und dem Anmeldeprozess beim Nutzerkonto Bund (Projektbeschreibung). In einer beeindruckend kurzen Zeit arbeiteten die Teams sehr agil an den Herausforderungen. So führten die Teams zum Beispiel Nutzerforschung durch, um herauszufinden was die wirklichen Bedürfnisse ihrer Zielgruppe sind und wo die eigentlichen Probleme liegen.
Uns war wichtig, schon bei der Identifizierung der Probleme bei den Bürger*innen anzufangen, und sie im gesamten Prozess in den Mittelpunkt zu stellen.
Benutzbarkeit und Barrierefreiheit standen im Kern unserer Arbeit. Wir wollten eine Website bauen, die für alle Nutzer erreichbar und einfach zu bedienen ist.
Die Teams gestalteten, enwickelten und testeten Prototypen für die Anwendungen. Vorgänge die in der klassischen IT-Entwicklung der Verwaltung sonst wahrscheinlich wesentlich länger gebraucht hätten.
Ich habe über die Jahre mit den verschiedensten behördlichen Einrichtungen gearbeitet und sehe das Projekt Tech4Germany in diesem Kontext als großen Erfolg. Es hat mich mit Freude und Hoffnung erfüllt, so viele junge Menschen zu treffen, die Veränderung in die Verwaltung und Politik bringen wollen. Und es war noch wichtiger zu sehen, dass die Verwaltung diese Chance ernst genommen hat. Die Studierenden haben nicht nur die notwendigen Ressourcen für ihre Arbeit bekommmen, sondern noch viel wichtiger, sie bekamen Zugang zu Ministerien und Abteilungen, um so eng mit den eigentlichen Nutzerinnen und Expertinnen zusammen zu arbeiten. Dieser Eindruck spiegelt sich auch in den Kommentaren der Studierenden nach Abschluss des Projektes wieder:
Die offene Art unserer Mentoren und das Gespräch auf Augenhöhe, Einblick in die Verwaltung und Politik, geschenktes Vertrauen aller Beteiligten bzgl. unserem Projektmanagement.
Noch erfreulicher ist, dass das Programm in 2019 fortgesetzt wird, mit mehr Studierenden und mehr Projekten. Jeder und jedem, der digitale Innovation in die Verwaltung bringen möchte, kann ich nur ans Herz legen sich sofort zu bewerben. Die Anmeldefrist ist der 31.03.